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Document 52008AG0008

Gemeinsamer Standpunkt (EG) Nr. 8/2008 vom 10. März 2008 , vom Rat festgelegt gemäß dem Verfahren des Artikels 251 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft im Hinblick auf den Erlass einer Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Lebensmittelenzyme und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates und der Verordnung (EG) Nr. 258/97 (Text von Bedeutung für den EWR)

ABl. C 111E vom 6.5.2008, p. 32–45 (BG, ES, CS, DA, DE, ET, EL, EN, FR, GA, IT, LV, LT, HU, MT, NL, PL, PT, RO, SK, SL, FI, SV)

6.5.2008   

DE

Amtsblatt der Europäischen Union

CE 111/32


GEMEINSAMER STANDPUNKT (EG) Nr. 8/2008

vom Rat festgelegt am 10. März 2008

im Hinblick auf den Erlass der Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelenzyme und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates und der Verordnung (EG) Nr. 258/97

(Text von Bedeutung für den EWR)

(2008/C 111 E/03)

DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DER RAT DER EUROPÄISCHEN UNION —

gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, insbesondere auf Artikel 95,

auf Vorschlag der Kommission,

nach Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (1),

gemäß dem Verfahren des Artikels 251 des Vertrags (2),

in Erwägung nachstehender Gründe:

(1)

Der freie Verkehr mit sicheren und bekömmlichen Lebensmitteln ist ein wichtiger Aspekt des Binnenmarkts und trägt wesentlich zum Schutz der Gesundheit und des Wohlergehens der Bürger und zur Wahrung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen bei.

(2)

Bei der Durchführung der Politik der Gemeinschaft ist ein hohes Maß an Schutz für Leben und Gesundheit des Menschen zu gewährleisten.

(3)

Andere Lebensmittelenzyme als solche, die als Lebensmittelzusatzstoffe verwendet werden, sind derzeit entweder überhaupt nicht oder als Verarbeitungshilfsstoffe im einzelstaatlichen Recht geregelt. Unterschiede zwischen einzelstaatlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften über die Bewertung und Zulassung von Lebensmittelenzymen können den freien Verkehr behindern und dadurch ungleiche und unfaire Wettbewerbsbedingungen schaffen. Deshalb sind auf Gemeinschaftsebene Regeln zur Harmonisierung einzelstaatlicher Vorschriften über die Verwendung von Enzymen in Lebensmitteln festzulegen.

(4)

Diese Verordnung sollte nur für Enzyme gelten, die einem Lebensmittel zur Erfüllung einer technologischen Funktion bei der Herstellung, Verarbeitung, Zubereitung, Behandlung, Verpackung, Beförderung oder Lagerung zugesetzt werden, auch als Verarbeitungshilfsstoffe (nachstehend „Lebensmittelenzyme“ genannt). Der Anwendungsbereich dieser Verordnung sollte sich daher nicht auf Enzyme erstrecken, die nicht zur Erfüllung technologischer Funktionen einem Lebensmittel zugesetzt werden, sondern zum Verzehr bestimmt sind, wie z. B. Enzyme zu Ernährungszwecken. Mikroorganismenkulturen, die in der herkömmlichen Erzeugung von Lebensmitteln, z. B. bei Käse und Wein, eingesetzt werden und die im Übrigen Enzyme produzieren können, wobei die Mikrobenkulturen aber nicht spezifisch zu ihrer Herstellung verwendet werden, sind nicht als Lebensmittelenzyme zu betrachten.

(5)

Lebensmittelenzyme, die ausschließlich zur Herstellung von Lebensmittelzusatzstoffen verwendet werden, die unter die Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelzusatzstoffe (3) fallen, sollten vom Anwendungsbereich dieser Verordnung ausgeschlossen sein, weil die Sicherheit dieser Lebensmittel bereits bewertet und geregelt ist. Werden jedoch diese Lebensmittelenzyme als solche in Lebensmitteln verwendet, so fallen sie unter diese Verordnung.

(6)

Lebensmittelenzyme sollten nur zugelassen und verwendet werden, wenn sie den in dieser Verordnung festgelegten Kriterien genügen. Lebensmittelenzyme müssen in ihrer Verwendung sicher sein, es muss eine technologische Notwendigkeit für ihre Verwendung geben, und ihre Verwendung darf die Verbraucher nicht irreführen. Die Irreführung der Verbraucher kann sich unter anderem aus folgenden Aspekten ergeben: Art und Frischegrad eines Erzeugnisses, Qualität der verwendeten Zutaten, Naturbelassenheit eines Erzeugnisses bzw. Natürlichkeit des Herstellungsverfahrens oder Nährwert eines Erzeugnisses. Bei der Zulassung von Lebensmittelenzymen sollten auch noch andere für den zu prüfenden Sachverhalt relevante Faktoren wie gesellschaftliche, wirtschaftliche und ethische Faktoren, Traditionen und Umwelterwägungen sowie die Durchführbarkeit von Kontrollen berücksichtigt werden.

(7)

Einige Lebensmittelenzyme sind für spezifische Verwendungen zugelassen, z. B. für Fruchtsäfte und bestimmte gleichartige Erzeugnisse, für bestimmte Milcheiweißerzeugnisse für die menschliche Ernährung und für bestimmte zugelassene önologische Verfahren und Behandlungen Diese Lebensmittelenzyme sollten in Übereinstimmung mit dieser Verordnung und den besonderen Bestimmungen der einschlägigen Gemeinschaftsvorschriften verwendet werden. Die Richtlinie 2001/112/EG des Rates vom 20. Dezember 2001 über Fruchtsäfte und bestimmte gleichartige Erzeugnisse für die menschliche Ernährung (4), die Richtlinie 83/417/EWG des Rates vom 25. Juli 1983 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über bestimmte Milcheiweißerzeugnisse (Kaseine und Kaseinate) für die menschliche Ernährung (5) und die Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates vom 17. Mai 1999 über die gemeinsame Marktorganisation für Wein (6) sollten daher entsprechend geändert werden. Da die vorliegende Verordnung für alle Lebensmittelenzyme gelten sollte, sollte die Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Januar 1997 über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten (7) entsprechend geändert werden.

(8)

Lebensmittelenzyme, die zur Verwendung in der Gemeinschaft zugelassen sind, sollten in einer Gemeinschaftsliste aufgeführt sein, in der die Enzyme eindeutig beschrieben und etwaige Bedingungen für ihre Verwendung festgelegt sind und die bei Bedarf Angaben über ihre Funktion im Endprodukt enthält. Diese Liste sollte durch Spezifikationen, insbesondere über ihre Herkunft, gegebenenfalls zusammen mit Angaben über allergene Eigenschaften, sowie Reinheitskriterien ergänzt werden.

(9)

Im Interesse der Harmonisierung sollten die Risikobewertung von Lebensmittelenzymen und ihre Aufnahme in die Gemeinschaftsliste gemäß dem Verfahren erfolgen, das in der Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … zur Festlegung eines einheitlichen Zulassungsverfahrens für Lebensmittelzusatzstoffe, -enzyme und -aromen (8) vorgesehen ist.

(10)

Nach der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit (9) ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (nachstehend „Behörde“ genannt) in allen Fragen anzuhören, welche die öffentliche Gesundheit betreffen können.

(11)

Ein Lebensmittelenzym, das in den Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel (10) fällt, sollte zunächst hinsichtlich der Sicherheitsprüfung der genetischen Veränderung dem Zulassungsverfahren gemäß dieser Verordnung unterworfen werden, während seine endgültige Zulassung nach der vorliegenden Verordnung erteilt werden sollte.

(12)

Ein bereits in der Gemeinschaftsliste gemäß dieser Verordnung aufgeführtes Lebensmittelenzym, das mit Produktionsmethoden oder Ausgangsstoffen hergestellt wird, die sich wesentlich von denjenigen unterscheiden, die in die Risikobewertung durch die Behörde einbezogen wurden, oder sich von denjenigen unterscheiden, auf die sich die gemäß dieser Verordnung erteilte Zulassung sowie die entsprechenden Spezifikationen beziehen, sollte der Behörde zur Bewertung vorgelegt werden. Unter „sich wesentlich unterscheiden“ könnte unter anderem eine Änderung der Produktionsmethode zu verstehen sein, wenn ein Produkt nicht mehr durch Pflanzenextraktion, sondern durch Fermentation mit Hilfe eines Mikroorganismus oder durch eine gentechnisch veränderte Variante des ursprünglichen Mikroorganismus hergestellt wird, sowie eine Änderung bei den Ausgangsstoffen oder eine Änderung der Partikelgröße.

(13)

Nachdem bereits viele Lebensmittelenzyme in der Gemeinschaft im Verkehr sind, sollte der Übergang zu einer Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme reibungslos verlaufen und nicht zu Beeinträchtigungen des bestehenden Marktes für Lebensmittelenzyme führen. Antragstellern sollte eine ausreichende Frist zur Vorlage der für die Sicherheitsbewertung der Erzeugnisse erforderlichen Informationen eingeräumt werden. Ab dem Zeitpunkt der Anwendbarkeit der Durchführungsmaßnahmen gemäß der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) sollte eine erste zweijährige Frist gelten, die Antragstellern genügend Zeit einräumt, um Informationen über bereits existierende Enzyme im Hinblick auf eine Aufnahme in die Gemeinschaftsliste gemäß dieser Verordnung vorzulegen. Während dieser ersten zweijährigen Frist sollte es auch möglich sein, Anträge auf Zulassung neuer Enzyme vorzulegen. Die Behörde sollte alle Anträge betreffend Lebensmittelenzyme, für die während dieser Frist ausreichende Informationen vorgelegt wurden, unverzüglich prüfen.

(14)

Um faire und gleiche Bedingungen für alle Antragsteller zu schaffen, sollte diese erstmalige Erstellung der Liste in einem einzigen Schritt erfolgen. Diese Liste sollte nach Abschluss einer Risikobewertung für alle Lebensmittelenzyme, für die während der ersten zweijährigen Frist ausreichende Informationen vorgelegt wurden, erstellt werden.

(15)

Es wird erwartet, dass während der ersten zweijährigen Frist eine erhebliche Zahl von Anträgen vorgelegt wird. Es ist daher möglich, das eine längere Zeitspanne erforderlich ist, bevor die entsprechenden Risikobewertungen abgeschlossen sind und die Gemeinschaftsliste erstellt ist. Um neuen Lebensmittelenzymen nach der zweijährigen Frist einen gleichen Marktzugang zu sichern, sollte eine Übergangsfrist eingeräumt werden, in der Lebensmittelenzyme und Lebensmittel mit Lebensmittelenzymen gemäß den bestehenden einzelstaatlichen Vorschriften auf den Markt gebracht und verwendet werden können, bis die Gemeinschaftsliste erstellt ist.

(16)

Die Lebensmittelenzyme E 1103 Invertase und E 1105 Lysozym, die gemäß der Richtlinie 95/2/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Februar 1995 über andere Lebensmittelzusatzstoffe als Farbstoffe und Süßungsmittel (12) bereits als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind, sowie die Bedingungen ihrer Verwendung sollten von der Richtlinie 95/2/EG in die Gemeinschaftsliste übernommen werden, wenn diese Liste im Rahmen der vorliegenden Verordnung erstellt wird. Zudem lässt die Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates die Verwendung von Urease, beta-Glucanase and Lysozym in Wein unter den in der Verordnung (EG) Nr. 1622/2000 der Kommission vom 24. Juli 2000 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 über die gemeinsame Marktorganisation für Wein und zur Einführung eines Gemeinschaftskodex der önologischen Verfahren und Behandlungen (13) genannten Bedingungen zu. Die genannten Stoffe sind Lebensmittelenzyme und sollten in den Anwendungsbereich dieser Verordnung fallen. Sie sollten daher ebenfalls zur Verwendung in Wein gemäß den Verordnungen (EG) Nr. 1493/1999 und (EG) Nr. 1622/2000 in die Gemeinschaftsliste aufgenommen werden, wenn diese erstellt wird.

(17)

Für Lebensmittelenzyme gelten weiterhin die allgemeinen Kennzeichnungspflichten gemäß der Richtlinie 2000/13/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. März 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Etikettierung und Aufmachung von Lebensmitteln sowie die Werbung hierfür (14) und gegebenenfalls der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 und der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen und über die Rückverfolgbarkeit von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten Lebensmitteln und Futtermitteln (15). Die Kennzeichnung der als solche an die Hersteller oder Endverbraucher verkauften Lebensmittelenzyme sollte zudem in dieser Verordnung geregelt werden.

(18)

Lebensmittelenzyme fallen unter den Begriff des Lebensmittels gemäß der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 und müssen deshalb gemäß der Richtlinie 2000/13/EG bei Verwendung in Lebensmitteln als Zutaten in der Kennzeichnung des Lebensmittels angeführt werden. Lebensmittelenzyme sollten mit ihrer technologischen Funktion in Lebensmitteln bezeichnet werden, gefolgt vom spezifischen Namen des Lebensmittelenzyms. Es ist jedoch eine Ausnahme von den Vorschriften über die Kennzeichnung vorzusehen für Enzyme, die keine technologische Funktion im Enderzeugnis erfüllen, und nur als Ergebnis einer Übertragung aus einer oder mehreren Zutaten oder wegen einer Verwendung als Verarbeitungshilfsstoff im Lebensmittel vorhanden sind. Die Richtlinie 2000/13/EG sollte entsprechend geändert werden.

(19)

Lebensmittelenzyme müssen unter ständiger Überwachung stehen und erforderlichenfalls unter Berücksichtigung geänderter Verwendungsbedingungen und neuer wissenschaftlicher Informationen neu bewertet werden.

(20)

Die zur Durchführung dieser Verordnung erforderlichen Maßnahmen sollten gemäß dem Beschluss 1999/468/EG des Rates vom 28. Juni 1999 zur Festlegung der Modalitäten für die Ausübung der der Kommission übertragenen Durchführungsbefugnisse (16) erlassen werden.

(21)

Insbesondere sollte die Kommission die Befugnis erhalten, geeignete Übergangsmaßnahmen zu erlassen. Da es sich hierbei um Maßnahmen von allgemeiner Tragweite handelt, die eine Änderung nicht wesentlicher Bestimmungen dieser Verordnung, auch durch Ergänzung um neue nicht wesentliche Bestimmungen, bewirken, sind diese Maßnahmen nach dem Regelungsverfahren mit Kontrolle des Artikels 5a des Beschlusses 1999/468/EG zu erlassen.

(22)

Für eine verhältnismäßige und effiziente Fortentwicklung und Aktualisierung des Gemeinschaftsrechts auf dem Gebiet der Lebensmittelenzyme ist es notwendig, Daten zu erheben, Informationen auszutauschen und die Arbeit der Mitgliedstaaten zu koordinieren. Für diese Zwecke könnte es sinnvoll sein, Studien zu erstellen, in denen konkrete Fragen untersucht werden, um so den Entscheidungsfindungsprozess zu erleichtern. Es ist zweckmäßig, dass die Gemeinschaft solche Studien aus ihrem Haushalt finanziert. Die Finanzierung solcher Maßnahmen wird von der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 über amtliche Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts sowie der Bestimmungen über Tiergesundheit und Tierschutz (17) abgedeckt.

(23)

Die Mitgliedstaaten führen amtliche Kontrollen durch, um die Einhaltung der vorliegenden Verordnung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 durchzusetzen.

(24)

Da das Ziel dieser Verordnung, nämlich die Festlegung von Gemeinschaftsvorschriften über Lebensmittelenzyme, auf Ebene der Mitgliedstaaten nicht ausreichend verwirklicht werden kann und daher im Interesse der Einheitlichkeit des Marktes und eines hohen Verbraucherschutzniveaus besser auf Gemeinschaftsebene zu verwirklichen ist, kann die Gemeinschaft im Einklang mit dem in Artikel 5 des Vertrags niedergelegten Subsidiaritätsprinzip tätig werden. Entsprechend dem in demselben Artikel genannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit geht diese Verordnung nicht über das für die Erreichung dieses Zieles erforderliche Maß hinaus —

HABEN FOLGENDE VERORDNUNG ERLASSEN

KAPITEL I

GEGENSTAND, ANWENDUNGSBEREICH UND BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

Artikel 1

Gegenstand

Diese Verordnung enthält Bestimmungen über Lebensmittelenzyme, die in Lebensmitteln verwendet werden, darunter auch als Verarbeitungshilfsstoffe verwendete Enzyme, und soll das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts sowie ein hohes Maß an Schutz der menschlichen Gesundheit und der Verbraucherinteressen gewährleisten, einschließlich lauterer Gepflogenheiten im Lebensmittelhandel, gegebenenfalls unter Berücksichtigung des Schutzes der Umwelt.

Zu diesem Zweck legt die Verordnung Folgendes fest:

a)

eine Gemeinschaftsliste zugelassener Lebensmittelenzyme;

b)

Bedingungen für die Verwendung von Lebensmittelenzymen in Lebensmitteln;

c)

Regeln für die Kennzeichnung der als solche verkauften Lebensmittelenzyme.

Artikel 2

Anwendungsbereich

(1)   Diese Verordnung gilt für Lebensmittelenzyme gemäß der Begriffsbestimmung in Artikel 3.

(2)   Diese Verordnung gilt nicht für Lebensmittelenzyme, wenn und soweit sie zur Herstellung folgender Erzeugnisse verwendet werden:

a)

Lebensmittelzusatzstoffe, die unter die Verordnung (EG) Nr. …/2008 (18) fallen;

b)

Verarbeitungshilfsstoffe.

(3)   Diese Verordnung gilt unbeschadet besonderer Gemeinschaftsbestimmungen über die Verwendung von Lebensmittelenzymen:

a)

in bestimmten Lebensmitteln;

b)

für nicht von dieser Verordnung abgedeckte Zwecke.

(4)   Diese Verordnung gilt nicht für Mikroorganismenkulturen, die in der herkömmlichen Erzeugung von Lebensmitteln eingesetzt werden und die im Übrigen Enzyme produzieren können, wobei die Mikroorganismenkulturen aber nicht spezifisch zu ihrer Herstellung verwendet werden.

Artikel 3

Begriffsbestimmungen

(1)   Für die Zwecke dieser Verordnung gelten die Begriffsbestimmungen der Verordnungen (EG) Nr. 178/2002, (EG) Nr. 1829/2003 und (EG) Nr. …/2008 (18).

(2)   Ferner gelten die folgenden Begriffsbestimmungen:

a)

Ein „Lebensmittelenzym“ ist ein Erzeugnis, das aus Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen oder daraus hergestellten Erzeugnissen gewonnen wird; dazu gehört auch ein Erzeugnis, das durch ein Fermentationsverfahren mit Mikroorganismen gewonnen wird, und das:

i)

ein Enzym oder mehrere Enzyme enthält, die die Fähigkeit besitzen, eine spezifische biochemische Reaktion zu katalysieren; und

ii)

einem Lebensmittel zugesetzt wird, um auf jeder Stufe der Herstellung, Verarbeitung, Zubereitung, Behandlung, Verpackung, Beförderung oder Lagerung von Lebensmitteln einen technologischen Zweck zu erfüllen.

b)

Eine „Lebensmittelenzymzubereitung“ ist eine Formulierung von einem oder mehreren Lebensmittelenzymen, der Stoffe wie beispielsweise Lebensmittelzusatzstoffe und/oder andere Lebensmittelzutaten beigemischt sind, um die Lagerung, den Verkauf, die Standardisierung, die Verdünnung oder die Lösung der Lebensmittelenzyme zu erleichtern.

KAPITEL II

GEMEINSCHAFTSLISTE DER ZUGELASSENEN LEBENSMITTELENZYME

Artikel 4

Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme

Nur die in der Gemeinschaftsliste aufgeführten Lebensmittelenzyme dürfen als solche in Verkehr gebracht und in Lebensmitteln gemäß den in Artikel 7 Absatz 2 vorgesehenen Spezifikationen und Bedingungen verwendet werden.

Artikel 5

Verbot nichtkonformer Lebensmittelenzyme und/oder nichtkonformer Lebensmittel

Niemand darf ein Lebensmittelenzym oder ein Lebensmittel, in dem ein Lebensmittelenzym verwendet worden ist, in Verkehr bringen, wenn die Verwendung des betreffenden Lebensmittelenzyms nicht mit dieser Verordnung und den diesbezüglichen Durchführungsbestimmungen in Einklang steht.

Artikel 6

Allgemeine Bedingungen für die Aufnahme von Lebensmittelenzymen in die Gemeinschaftsliste

Ein Lebensmittelenzym darf nur in die Gemeinschaftsliste aufgenommen werden, wenn es den folgenden Bedingungen und gegebenenfalls anderen berücksichtigenswerten Faktoren gerecht wird:

a)

es ist bei der vorgeschlagenen Dosis für den Verbraucher gesundheitlich unbedenklich, soweit die verfügbaren wissenschaftlichen Daten ein Urteil hierüber erlauben;

b)

es besteht eine hinreichende technologische Notwendigkeit; und

c)

durch seine Verwendung wird der Verbraucher nicht irregeführt.

Artikel 7

Inhalt der Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme

(1)   Ein Lebensmittelenzym, das die in Artikel 6 genannten Bedingungen erfüllt, kann nach dem in der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) vorgesehenen Verfahren in die Gemeinschaftsliste aufgenommen werden.

(2)   Bei der Aufnahme eines Lebensmittelenzyms in die Gemeinschaftsliste sind im Einzelnen anzugeben:

a)

die Bezeichnung des Lebensmittelenzyms;

b)

die Spezifikationen des Lebensmittelenzyms, insbesondere bezüglich Herkunft, Reinheit und sonstige notwendige Angaben;

c)

erforderlichenfalls die Lebensmittel, denen das Lebensmittelenzym zugesetzt werden darf;

d)

erforderlichenfalls die Bedingungen, unter denen das Lebensmittelenzym verwendet werden darf; in bestimmten Fällen wird keine Höchstmenge für Lebensmittelenzyme festgelegt. Das Lebensmittelenzym wird dann entsprechend dem Quantum-satis-Prinzip verwendet;

e)

gegebenenfalls Beschränkungen der direkten Abgabe des Lebensmittelenzyms an den Endverbraucher;

f)

erforderlichenfalls spezifische Anforderungen in Bezug auf die Kennzeichnung von Lebensmitteln, in denen die Lebensmittelenzyme verwendet wurden, um sicherzustellen, dass der Endverbraucher über den physikalischen Zustand des Lebensmittels oder die spezifische Behandlung, der es unterzogen wurde, informiert ist.

(3)   Änderungen der Gemeinschaftsliste erfolgen nach dem in der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) vorgesehenen Verfahren.

Artikel 8

Lebensmittelenzyme, die in den Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 fallen

Ein Lebensmittelenzym, das in den Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 fällt, kann erst nach seiner Zulassung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 in die Gemeinschaftsliste gemäß der vorliegenden Verordnung aufgenommen werden.

Artikel 9

Auslegungsentscheidungen

Erforderlichenfalls kann nach dem in Artikels15 Absatz 2 genannten Regelungsverfahren entschieden werden:

a)

ob ein bestimmter Stoff der in Artikel 3 enthaltenen Begriffsbestimmung für Lebensmittelenzyme entspricht oder nicht;

b)

ob ein bestimmtes Lebensmittel einer der in der Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme aufgeführten Lebensmittelkategorien angehört oder nicht.

KAPITEL III

KENNZEICHNUNG

Artikel 10

Kennzeichnung von Lebensmittelenzymen und Lebensmittelenzym-Zubereitungen, die nicht für den Verkauf an den Endverbraucher bestimmt sind

(1)   Lebensmittelenzyme und Lebensmittelenzym-Zubereitungen, die nicht für den Verkauf an den Endverbraucher bestimmt sind, dürfen unabhängig davon, ob sie einzeln oder gemischt mit anderen Lebensmittelenzymen oder Lebensmittelenzym-Zubereitungen und/oder mit anderen Lebensmittelzutaten im Sinne von Artikel 6 Absatz 4 der Richtlinie 2000/13/EG zum Verkauf angeboten werden, nur mit der in Artikel 11 dieser Verordnung vorgesehenen Kennzeichnung in Verkehr gebracht werden, die gut sichtbar, deutlich lesbar und unverwischbar sein muss. Die in Artikel 11 vorgesehenen Angaben müssen für den Käufer leicht verständlich formuliert sein.

(2)   Der Mitgliedstaat, in dem das Erzeugnis in Verkehr gebracht wird, kann im Einklang mit dem Vertrag vorschreiben, dass die in Artikel 11 vorgesehenen Angaben in seinem Hoheitsgebiet in einer oder mehreren, von ihm zu bestimmenden Amtssprachen der Gemeinschaft gemacht werden. Dies steht der Abfassung der Angaben auf dem Etikett in mehreren Sprachen nicht entgegen.

Artikel 11

Allgemeine Anforderungen an die Kennzeichnung von Lebensmittelenzymen und Lebensmittelenzym-Zubereitungen, die nicht für den Verkauf an den Endverbraucher bestimmt sind

(1)   Werden nicht für die Abgabe an den Endverbraucher bestimmte Lebensmittelenzyme und Lebensmittelenzym-Zubereitungen einzeln oder gemischt mit anderen Lebensmittelenzymen oder Lebensmittelenzym-Zubereitungen und/oder mit anderen Lebensmittelzutaten zum Verkauf angeboten, müssen ihre Verpackungen oder Behältnisse folgende Angaben aufweisen:

a)

die Bezeichnung jedes Lebensmittelenzyms gemäß dieser Verordnung oder eine die Bezeichnung jedes Lebensmittelenzyms beinhaltende Verkehrsbezeichnung oder im Falle des Fehlens einer Bezeichnung eine hinreichend klare und Verwechslungen mit anderen Erzeugnissen ausschließende Beschreibung des Lebensmittelenzyms;

b)

die Angabe „für Lebensmittel“ oder die Angabe „für Lebensmittel, begrenzte Verwendung“ oder einen genaueren Hinweis auf die vorgesehene Verwendung in Lebensmitteln;

c)

gegebenenfalls besondere Anweisungen für die Lagerung und/oder Verwendung;

d)

eine Angabe zur Kennzeichnung der Partie;

e)

eine Gebrauchsanweisung, wenn das Lebensmittelenzym sonst nicht sachgemäß verwendet werden könnte;

f)

Name oder Firma und Anschrift des Herstellers, Verpackers oder Verkäufers;

g)

die Angabe der Höchstmenge jedes Bestandteils oder jeder Gruppe von Bestandteilen, die einer mengenmäßigen Begrenzung in Lebensmitteln unterliegen, und/oder geeignete Angaben in klarer und leicht verständlicher Formulierung, die es dem Käufer ermöglichen, diese Verordnung oder andere einschlägige Vorschriften des Gemeinschaftsrechts einzuhalten; gilt diese Mengenbegrenzung für eine Gruppe von Bestandteilen, die einzeln oder gemeinsam verwendet werden, so kann der gemeinsame Prozentsatz als ein einziger Wert angegeben werden; die mengenmäßige Begrenzung wird entweder zahlenmäßig oder nach dem Quantum-satis-Prinzip ausgedrückt;

h)

die Nettofüllmenge;

i)

die Aktivität/en des Lebensmittelenzyms/der Lebensmittelenzyme;

j)

das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum;

k)

gegebenenfalls Angaben über ein Lebensmittelenzym oder sonstige Stoffe, auf die in diesem Artikel Bezug genommen wird und die in Anhang IIIa der Richtlinie 2000/13/EG aufgeführt sind.

(2)   Werden Lebensmittelenzyme und/oder Lebensmittelenzym-Zubereitungen gemischt mit anderen Lebensmittelenzymen oder Lebensmittelenzym-Zubereitungen und/oder mit anderen Lebensmittelzutaten zum Verkauf angeboten, wird auf ihren Verpackungen oder Behältnissen eine Liste aller Zutaten in absteigender Reihenfolge ihres Anteils am Gesamtgewicht angegeben.

(3)   Auf den Verpackungen oder Behältnissen von Lebensmittelenzym-Zubereitungen ist eine Liste aller Bestandteile in absteigender Reihenfolge ihres Anteils am Gesamtgewicht angegeben.

(4)   Abweichend von den Absätzen 1, 2 und 3 brauchen die in Absatz 1 Buchstaben e bis g und in den Absätzen 2 und 3 vorgesehenen Angaben nur in den vor oder bei Lieferung vorzulegenden Warenbegleitpapieren gemacht zu werden, sofern die Angabe „nicht für den Verkauf im Einzelhandel“ an gut sichtbarer Stelle auf der Verpackung oder dem Behältnis des betreffenden Erzeugnisses erscheint.

(5)   Abweichend von den Absätzen 1, 2 und 3 brauchen im Falle der Lieferung von Enzymen und Lebensmittelenzym-Zubereitungen in Tankwagen alle Angaben nur in den bei der Lieferung vorzulegenden Warenbegleitpapieren gemacht zu werden.

Artikel 12

Kennzeichnung von Lebensmittelenzymen und Lebensmittelenzym-Zubereitungen, die für den Verkauf an den Endverbraucher bestimmt sind

(1)   Unbeschadet der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 89/396/EWG des Rates vom 14. Juni 1989 über Angaben oder Marken, mit denen sich das Los, zu dem ein Lebensmittel gehört, feststellen lässt (19) und der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 dürfen für den Verkauf an den Endverbraucher bestimmte Lebensmittelenzyme und Lebensmittelenzym-Zubereitungen, die einzeln oder gemischt mit anderen Lebensmittelenzymen und/oder anderen Lebensmittelzutaten zum Verkauf angeboten werden, nur in Verkehr gebracht werden, wenn ihre Verpackungen folgende Angaben aufweisen:

a)

die Bezeichnung jedes Lebensmittelenzyms gemäß dieser Verordnung oder eine die Bezeichnung jedes Lebensmittelenzyms beinhaltende Verkehrsbezeichnung oder im Falle des Fehlens einer Bezeichnung eine hinreichend klare und Verwechslungen mit anderen Erzeugnissen ausschließende Beschreibung des Lebensmittelenzyms;

b)

die Angabe „für Lebensmittel“ oder die Angabe „für Lebensmittel, begrenzte Verwendung“ oder einen genaueren Hinweis auf die vorgesehene Verwendung in Lebensmitteln.

(2)   Für die in Absatz 1 vorgesehenen Angaben gilt Artikel 13 Absatz 2 der Richtlinie 2000/13/EG entsprechend.

Artikel 13

Sonstige Kennzeichnungserfordernisse

Die Artikel 10 bis 12 gelten unbeschadet genauerer oder weiter gehender Rechts- oder Verwaltungsvorschriften über Gewichte und Maße oder über die Aufmachung, Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe und Zubereitungen oder über die Beförderung solcher Stoffe und Zubereitungen.

KAPITEL IV

VERFAHRENSVORSCHRIFTEN UND DURCHFÜHRUNG

Artikel 14

Informationspflichten

(1)   Der Hersteller oder Verwender eines Lebensmittelenzyms teilt der Kommission unverzüglich jede neue wissenschaftliche oder technische Information mit, die die Bewertung der Sicherheit des Lebensmittelenzyms beeinflussen könnte.

(2)   Für ein bereits gemäß dieser Verordnung zugelassenes Lebensmittelenzym, das mit Produktionsmethoden oder Ausgangsstoffen hergestellt wird, die sich erheblich von denjenigen unterscheiden, die in die Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (nachstehend „Behörde“ genannt) einbezogen wurden, werden der Kommission von einem Hersteller oder Verwender vor dem Inverkehrbringen des Lebensmittelenzyms die notwendigen Angaben vorgelegt, damit die Behörde eine Bewertung des Lebensmittelenzyms in Bezug auf die geänderten Produktionsmethoden oder Eigenschaften durchführen kann.

(3)   Der Hersteller oder Verwender eines Lebensmittelenzyms unterrichtet die Kommission auf deren Aufforderung über die tatsächliche Verwendung des Lebensmittelenzyms. Diese Informationen werden den Mitgliedstaaten von der Kommission zur Verfügung gestellt.

Artikel 15

Ausschuss

(1)   Die Kommission wird vom Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit unterstützt.

(2)   Wird auf diesen Absatz Bezug genommen, so gelten die Artikel 5 und 7 des Beschlusses 1999/468/EG unter Beachtung von dessen Artikel 8.

Die Frist nach Artikel 5 Absatz 6 des Beschlusses 1999/468/EG wird auf drei Monate festgesetzt.

(3)   Wird auf diesen Absatz Bezug genommen, so gelten Artikel 5a Absätze 1 bis 4 und Artikel 7 des Beschlusses 1999/468/EG unter Beachtung von dessen Artikel 8.

Artikel 16

Gemeinschaftliche Finanzierung der Harmonisierung

Die Rechtsgrundlage für die Finanzierung der sich aus dieser Verordnung ergebenden Maßnahmen ist Artikel 66 Absatz 1 Buchstabe c der Verordnung (EG) Nr. 882/2004.

KAPITEL V

ÜBERGANGS- UND SCHLUSSBESTIMMUNGEN

Artikel 17

Erstellung der Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme

(1)   Die Gemeinschaftsliste der Lebensmittelenzyme wird auf der Grundlage der Anträge gemäß Absatz 2 erstellt.

(2)   Interessierte Parteien können Anträge auf Aufnahme eines Lebensmittelenzyms in die Gemeinschaftsliste stellen.

Die Frist für die Vorlage solcher Anträge beträgt 24 Monate ab dem Zeitpunkt der Anwendbarkeit der Durchführungsbestimmungen, die gemäß Artikel 9 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) zu erlassen sind.

(3)   Die Kommission erstellt ein Verzeichnis aller Lebensmittelenzyme, die für eine Aufnahme in die Gemeinschaftsliste in Frage kommen und zu denen gemäß Absatz 2 ein Antrag gestellt worden ist, der den gemäß Artikel 9 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) festzulegenden Kriterien für die Gültigkeit entspricht (nachstehend „Verzeichnis“ genannt). Das Verzeichnis wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Kommission legt der Behörde die Anträge zwecks Stellungnahme vor.

(4)   Die Kommission beschließt die Gemeinschaftsliste nach dem in der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) vorgesehenen Verfahren, sobald die Behörde eine Stellungnahme zu jedem im Verzeichnis aufgeführten Lebensmittelenzym abgegeben hat.

Abweichend von diesem Verfahren:

a)

gilt Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. …/2008 (11) nicht für die Annahme der eigenen Stellungnahmen durch die Behörde;

b)

nimmt die Kommission die Gemeinschaftsliste erstmals an, nachdem die Behörde eine Stellungnahme zu jedem im Verzeichnis aufgeführten Lebensmittelenzym abgegeben hat.

(5)   Erforderlichenfalls werden für die Zwecke dieses Artikels geeignete Übergangsmaßnahmen, die eine Änderung nicht wesentlicher Bestimmungen dieser Verordnung, auch durch Ergänzung, bewirken, nach dem in Artikel 15 Absatz 3 genannten Regelungsverfahren mit Kontrolle erlassen.

Artikel 18

Übergangsmaßnahmen

(1)   Unbeschadet der Artikel 7 und 17 sind in der endgültigen Gemeinschaftsliste die folgenden Lebensmittelenzyme aufzuführen:

a)

E 1103 Invertase und E 1105 Lysozym, mit der Angabe, dass die Bedingungen für ihre Verwendung in den Anhängen I und III Teil C der Richtlinie 95/2/EG festgelegt sind;

b)

Urease, beta-Glucanase und Lysozym zur Verwendung in Wein gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 und den Durchführungsbestimmungen zu jener Verordnung.

(2)   Lebensmittelenzyme, Lebensmittelenzym-Zubereitungen und Lebensmittel, die Lebensmittelenzyme enthalten und vor dem … (20) in Verkehr gebracht oder gekennzeichnet wurden und nicht den Bestimmungen der Artikel 10 bis 12 entsprechen, dürfen weiter in Verkehr gebracht werden, bis ihr Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum erreicht ist.

Artikel 19

Änderung der Richtlinie 83/417/EWG

In Anhang I Abschnitt III Buchstabe d der Richtlinie 83/417/EWG erhalten die Gedankenstriche folgende Fassung:

„—

Lab, das den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelenzymel entspricht und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates sowie der Verordnung (EG) Nr. 258/97 (21),

sonstige milchkoagulierende Enzyme, die den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 über Lebensmittelenzyme entsprechen.

Artikel 20

Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999

In der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 wird in Artikel 43 folgender Absatz angefügt:

„(3)   Enzyme und Enzymzubereitungen, die bei den in Anhang IV aufgeführten zugelassenen önologischen Verfahren und Behandlungen verwendet werden, müssen den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelenzymen entsprechen und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates sowie der Verordnung (EG) Nr. 258/97 (22).

Artikel 21

Änderung der Richtlinie 2000/13/EG

Die Richtlinie 2000/13/EG wird wie folgt geändert:

(1)

Artikel 6 Absatz 4 wird wie folgt geändert:

a)

Buchstabe a erhält folgende Fassung:

„a)

‚Zutat‘ ist jeder Stoff, einschließlich Zusatzstoffe und Enzyme, der bei der Herstellung oder Zubereitung eines Lebensmittels verwendet wird und — wenn auch möglicherweise in veränderter Form — im Enderzeugnis vorhanden bleibt.“;

b)

unter Buchstabe c Ziffer ii wird das einleitende Wort „Zusatzstoffe“ durch „Zusatzstoffe und Enzyme“ ersetzt;

c)

unter Buchstabe c Ziffer iii werden die Worte „für die Zusatzstoffe und die Aromen“ durch „für die Zusatzstoffe, die Enzyme und die Aromen“ ersetzt.

(2)

In Artikel 6 Absatz 6 wird folgender Gedankenstrich angefügt:

„—

andere Enzyme als die in Absatz 4 Buchstabe c Ziffer ii genannten müssen durch die Bezeichnung einer der Kategorien der in Anhang II angeführten Zutaten, gefolgt von ihrer spezifischen Bezeichnung, genannt werden,“.

Artikel 22

Änderung der Richtlinie 2001/112/EG

In Anhang I Abschnitt II Nummer 2 der Richtlinie 2001/112/EWG erhalten der vierte, der fünfte und der sechste Gedankenstrich folgende Fassung:

„—

Pektolytische Enzyme, die den Erfordernissen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelenzyme und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates sowie der Verordnung (EG) Nr. 258/97 (23),

Proteolytische Enzyme, die den Erfordernissen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 entsprechen,

Amylolytische Enzyme, die den Erfordernissen der Verordnung (EG) Nr. …/2008 entsprechen.

Artikel 23

Änderung der Verordnung (EG) Nr. 258/97

In Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 258/1997 wird folgender Buchstabe angefügt:

„d)

Lebensmittelenzyme, die unter die Verordnung (EG) Nr. …/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom … über Lebensmittelenzyme und zur Änderung der Richtlinie 83/417/EWG des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 des Rates, der Richtlinie 2000/13/EG, der Richtlinie 2001/112/EG des Rates sowie der Verordnung (EG) Nr. 258/97 (24).

Artikel 24

Inkrafttreten

Diese Verordnung tritt am zwanzigsten Tag nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft.

Artikel 4 und 5 gelten ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der Gemeinschaftsliste. Bis zu diesem Zeitpunkt gelten in den Mitgliedstaaten weiterhin die einzelstaatlichen Vorschriften über das Inverkehrbringen und die Verwendung von Lebensmittelenzymen und unter Verwendung von Lebensmittelenzymen hergestellten Lebensmitteln.

Die Artikel 10 bis 13 gelten ab dem … (20).

Diese Verordnung ist in allen ihren Teilen verbindlich und gilt unmittelbar in jedem Mitgliedstaat.

Geschehen zu Brüssel am …

Im Namen des Europäischen Parlaments

Der Präsident

Im Namen des Rates

Der Präsident


(1)  ABl. C 168 vom 20.7.2007, S. 34.

(2)  Stellungnahme des Europäischen Parlaments vom 10. Juli 2007 (noch nicht im Amtsblatt veröffentlicht), Gemeinsamer Standpunkt des Rates vom 10. März 2008, Standpunkt des Europäischen Parlaments vom … (noch nicht im Amtsblatt veröffentlicht) und Beschluss des Rates vom …

(3)  Siehe Seite 10 dieses Amtsblatts.

(4)  ABl. L 10 vom 12.1.2002, S. 58. Geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1182/2007 (ABl. L 273 vom 17.10.2007, S. 1).

(5)  ABl. L 237 vom 26.8.1983, S. 25. Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 807/2003 (ABl. L 122 vom 16.5.2003, S. 36).

(6)  ABl. L 179 vom 14.7.1999, S. 1. Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 (ABl. L 299 vom 16.11.2007, S. 1).

(7)  ABl. L 43 vom 14.2.1997, S. 1. Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1882/2003 (ABl. L 284 vom 31.10.2003, S. 1).

(8)  Siehe Seite 1 dieses Amtsblatts.

(9)  ABl. L 31 vom 1.2.2002, S. 1. Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 575/2006 (ABl. L 100 vom 8.4.2006, S. 34).

(10)  ABl. L 268 vom 18.10.2003, S. 1.

(11)  Siehe Seite 1 dieses Amtsblatts.

(12)  ABl. L 61 vom 18.3.1995, S. 1. Zuletzt geändert durch die Richtlinie 2006/52/EG (ABl. L 204 vom 26.7.2006, S. 10).

(13)  ABl. L 194 vom 31.7.2000, S. 1. Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1300/2007 (ABl. L 289 vom 7.11.2007, S. 8).

(14)  ABl. L 109 vom 6.5.2000, S. 29. Zuletzt geändert durch die Richtlinie 2007/68/EG (ABl. L 310 vom 28.11.2007, S. 11).

(15)  ABl. L 268 vom 18.10.2003, S. 24.

(16)  ABl. L 184 vom 17.7.1999, S. 23. Geändert durch den Beschluss 2006/512/EG (ABl. L 200 vom 22.7.2006, S. 11).

(17)  ABl. L 165 vom 30.4.2004, S. 1. Berichtigte Fassung im ABl. L 191 vom 28.5.2004, S. 1. Geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1791/2006 des Rates.

(18)  Siehe Seite 10 dieses Amtsblatts.

(19)  ABl. L 186 vom 30.6.1989, S. 21. Zuletzt geändert durch Richtlinie 92/11/EWG (ABl. L 65 vom 11.3.1992, S. 32).

(20)  12 Monate nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung.

(21)  ABl. L …“.

(22)  ABl. L …“.

(23)  ABl. L …“.

(24)  ABl. L …“ .


BEGRÜNDUNG DES RATES

I.   EINLEITUNG

Die Kommission hat am 28. Juli 2006 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Lebensmittelenzyme (1) angenommen. Der Vorschlag stützt sich auf Artikel 95 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft.

Das Europäische Parlament hat seine Stellungnahme in erster Lesung am 10. Juli 2007 abgegeben (2).

Im Anschluss an die Stellungnahme des Europäischen Parlaments in erster Lesung hat die Kommission am 24. Oktober 2007 einen geänderten Vorschlag unterbreitet (3).

Der Rat hat seinen Gemeinsamen Standpunkt gemäß Artikel 251 Absatz 2 des Vertrags am 10. März 2008 festgelegt.

Er hat dabei auch die Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses berücksichtigt, die dieser am 25. April 2007 abgegeben hatte (4).

II.   ZIELSETZUNG

Die vorgeschlagene Verordnung gehört zu einem Paket von vier Verordnungsentwürfen, mit denen die Gemeinschaftsregeln für Stoffe zur Verbesserung von Lebensmitteln überarbeitet werden sollen. Sie legt erstmals harmonisierte Vorschriften für Lebensmittelenzyme, die in Lebensmitteln verwendet werden, fest; ferner wird eine Gemeinschaftsliste von Lebensmittelenzymen erstellt, und es werden Regeln für die Kennzeichnung von Lebensmittelenzymen und Lebensmittelenzym-Zubereitungen festgelegt.

Die harmonisierten Bestimmungen sollen das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts — einschließlich lauterer Gepflogenheiten im Lebensmittelhandel — sowie ein hohes Maß an Schutz der menschlichen Gesundheit sowie der Verbraucherinteressen und der Umwelt gewährleisten.

III.   ANALYSE DES GEMEINSAMEN STANDPUNKTS

1.   Vorbemerkungen

Der Gemeinsame Standpunkt spiegelt das Ergebnis der Prüfung des Kommissionsvorschlags durch den Rat wider. Der Rat hat eine Reihe von Änderungen an dem Text vorgenommen, von denen einige auf Abänderungen des Europäischen Parlaments zurückgehen. Einige der Abänderungen des Europäischen Parlaments hat er von sich aus in jeden der drei sektorbezogenen Vorschläge übernommen, um die jeweiligen Bestimmungen zu vereinheitlichen. Die vom Rat vorgenommen Änderungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

—   Präferenz für eine einzige Rechtsgrundlage: Artikel 95 des Vertrags (entsprechend Abänderung 35)

Nach der ständigen Rechtsprechung (5) hat die Bestimmung der Rechtsgrundlage eines Rechtsakts unter Berücksichtigung des Ziels und des Inhalts dieses Rechtsakts zu erfolgen. Ergibt die Prüfung eines Gemeinschaftsrechtsakts, dass er zwei Zielsetzungen hat oder zwei Komponenten umfasst, und lässt sich eine von ihnen als die hauptsächliche oder überwiegende ausmachen, während die andere nur nebensächliche Bedeutung hat, so ist der Rechtsakt nur auf eine Rechtsgrundlage zu stützen, und zwar auf die, die die hauptsächliche oder überwiegende Zielsetzung oder Komponente erfordert (6). Im vorliegenden Fall war der Rat der Auffassung, dass die landwirtschaftlichen Aspekte des Vorschlags lediglich nebensächlich sind, während es sich bei dem Binnenmarktziel um die hauptsächliche oder überwiegende Zielsetzung oder Komponente handelt, so dass er beschlossen hat, im Einklang mit der einschlägigen Rechtsprechung des EuGH Artikel 95 als alleinige Rechtsgrundlage beizubehalten.

—   Irreführung des Verbrauchers (entsprechend Abänderung 4)

Der Rat hat in Erwägungsgrund 6 einen Bezug auf den Aspekt der Irreführung des Verbrauchers aufgenommen.

—   Umweltschutz

Nach Auffassung des Rates sollten bei der Zulassung von Lebensmittelenzymen unabhängig von den wissenschaftlichen Daten auch andere relevante Faktoren wie der Umweltschutz berücksichtigt werden. Der Rat hat daher bei den Zielsetzungen der Verordnung auch einen Bezug auf den Umweltschutz eingefügt.

—   Regelungsverfahren mit Kontrolle (entsprechend den Abänderungen 28 und 30)

Der Rat hat den Vorschlag an die neuen Bestimmungen des Ausschussverfahrens angepasst; entsprechend ist bei der Verabschiedung ergänzender Bestimmungen zu der Verordnung das Regelungsverfahren mit Kontrolle anzuwenden.

—   Anwendung des Regelungsverfahrens für Auslegungsentscheidungen

Der Rat hat sämtliche Bestimmungen zu Auslegungsentscheidungen in einem einzigen neuen Artikel zusammengefasst; da es sich hierbei nicht um Ergänzungen zu der vorgeschlagenen Verordnung handelt, unterliegen diese Bestimmungen dem Regelungsverfahren ohne Kontrolle.

—   Übergangsbestimmungen für bereits auf dem Markt befindliche Erzeugnisse (entsprechend Abänderung 36)

Der Rat hat einen Übergangszeitraum von einem Jahr ab Inkrafttreten der vorgeschlagenen Verordnung vorgesehen. Lebensmittel, die im Laufe dieses Jahres rechtmäßig in Verkehr gebracht oder gekennzeichnet werden, dürfen bis zu ihrem Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum vermarktet werden.

—   Verbot der Vermarktung nichtkonformer Lebensmittelenzyme (entsprechend Abänderung 15)

Aus Gründen der Klarheit, der Rechtssicherheit und des reibungslosen Funktionierens des Marktes hat der Rat einen Artikel mit einem Verbot der Vermarktung nichtkonformer Lebensmittelenzyme eingefügt. Die Vorschläge zu Aromen und Lebensmittelzusatzstoffen enthalten entsprechende Bestimmungen.

—   Zulassung von Enzymen, die in den Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel (7) fallen (entsprechend den Abänderungen 7 und 34 (zweiter Teil))

Der Rat stimmt darin überein, dass beide Zulassungsverfahren für jeden Stoff gleichzeitig laufen können. Er hat hierzu einige redaktionelle Änderungen vorgenommen, um die Bestimmung mit der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 in Einklang zu bringen.

—   Kennzeichnung

Der Rat hat die Kennzeichnungsbestimmungen gestrafft und verstärkt, wobei er an der Unterscheidung zwischen der Kennzeichnung für den Verkauf zwischen Unternehmen und der Kennzeichnung von Erzeugnissen für den Verkauf an den Endverbraucher festgehalten hat. Obwohl der Rat das Kapitel über die Kennzeichnung anders als vom Europäischen Parlament vorgeschlagen gestaltet hat, stimmen die inhaltlichen Grundsätze mit den Abänderungen 21 (erster und zweiter Teil), 22, 23, 24, 25 und 27 überein.

Die Kommission hat den vom Rat festgelegten Gemeinsamen Standpunkt akzeptiert.

2.   Abänderungen des Europäischen Parlaments

Bei der Plenarabstimmung am 10. Juli 2007 hat das Europäische Parlament 33 Abänderungen zu dem Vorschlag angenommen.

Davon hat der Rat 21 Abänderungen ganz oder vom Grundsatz her in seinen Gemeinsamen Standpunkt übernommen.

a)   In den Gemeinsamen Standpunkt übernommene Abänderungen

Zusätzlich zu den in Teil 1 erwähnten Abänderungen wurden noch weitere vom Europäischen Parlament in erster Lesung vorgenommene Abänderungen ganz oder vom Grundsatz her in den Gemeinsamen Standpunkt übernommen, um den Text des Vorschlags zu verbessern oder präziser zu formulieren, insbesondere die Abänderungen 10, 12 (erster Teil), 14 (dritter und fünfter Teil), 16 (zweiter Teil), 20, 31 und 34 (erster Teil).

b)   Nicht übernommene Abänderungen (8)

Aus den nachstehenden Gründen konnte der Rat nicht alle Abänderungen übernehmen:

—   Zu Ernährungszwecken oder zur Verdauungsförderung verwendete Lebensmittelenzyme (Abänderungen 3, 11 und 12 — Erwägungsgrund 4, Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe c (neu) und Artikel 2 Absatz 4)

Nach Auffassung des Rates muss nicht ausdrücklich erwähnt werden, dass die zum unmittelbaren Verzehr bestimmten Enzyme (z. B. Enzyme zu Ernährungszwecken oder zur Verdauungsförderung verwendete Enzyme) aus dem Anwendungsbereich der vorgeschlagenen Verordnung ausgeschlossen sind. Der Anwendungsbereich bezieht sich nämlich ausschließlich auf Enzyme, die einem Lebensmittel zugesetzt werden, um eine technologische Funktion zu erfüllen.

Was Abänderung 12 (erster Teil) betrifft, so betont der Rat, dass Kulturen ausgeschlossen sind, die in der „herkömmlichen“ Erzeugung von Lebensmitteln eingesetzt werden (wie Käse, Wein usw.) und die Enzyme als Nebenprodukt bilden können. Die Streichung des Begriffs „herkömmlichen“ würde den Ausschlussbereich erweitern und könnte dazu führen, dass Kulturen, die einem Lebensmittel im Hinblick auf die technologische Funktion des produzierten Enzyms zugesetzt werden (z. B. Konservierung), nicht geregelt sind.

—   Enzyme, die einen Nutzen für den Verbraucher mit sich bringen (Abänderungen 4 und 16 (dritter Teil) — Erwägungsgrund 6, Artikel 6 Buchstabe c)

Die vorgeschlagene Verordnung betrifft Enzyme, die Lebensmitteln zugesetzt werden, um eine technologische Funktion zu erfüllen, so dass der Einsatz von Enzymen in den meisten Fällen die Umweltfreundlichkeit des Produktionsprozesses verbessert, was eher einen indirekten als einen direkten Nutzen für den Verbraucher mit sich bringt.

—   Genetisch veränderte Organismen (GVO)

a)   Kennzeichnung von GVO (Abänderungen 14 (vierter Teil), 32, 37 (Buchstabe ba) und 38 — Artikel 3 Nummer 3 (neu), Artikel 13, Artikel 21 Absatz 2 und Erwägungsgrund 11)

Wie in Erwägungsgrund 17 erwähnt, gelten für Lebensmittelenzyme weiterhin die Kennzeichnungsvorschriften gemäß der Richtlinie 2000/13/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. März 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Etikettierung und Aufmachung von Lebensmitteln sowie die Werbung hierfür (9) und der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel (10). Der Rat hat vorsichtshalber keine Abänderungen akzeptiert, die mit dem Anwendungsbereich der geltenden horizontalen Verordnungen interferieren könnten.

b)   Der spezifische Erkennungsmarker gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 (Abänderung 18 — Artikel 7 Absatz 2 Buchstabe b)

Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit und zur Vereinfachung hat der Rat den Passus gestrichen, wonach bei den Spezifikationen in der Gemeinschaftsliste von Lebensmittelenzymen auf den spezifischen Erkennungsmarker gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über die Rückverfolgbarkeit von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten Lebensmitteln und Futtermitteln (11) Bezug zu nehmen ist. Gegebenenfalls wären die Bestimmungen des Artikels 6 Absatz 2 Buchstabe b ausreichend, um diese Information abzudecken. Abänderung 18 ist folglich überflüssig.

—   Anforderungen, die bereits Gegenstand der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts sind (Abänderungen 6, 8 und 16)

a)   Vorsorgeprinzip (Abänderungen 6 und 16 (erster Teil) — Erwägungsgrund 9 und Artikel 6)

Das Vorsorgeprinzip ist eines der generellen Prinzipien, die dem allgemeinen Lebensmittelrecht zugrunde liegen (12). Es gilt somit für die vorgeschlagene Verordnung, ohne dass ausdrücklich darauf Bezug genommen werden muss. Im Rahmen der Risikoanalyse kann im Übrigen das Vorsorgeprinzip nur im Zusammenhang mit dem Risikomanagement berücksichtigt werden und niemals, wie vom Europäischen Parlament vorgeschlagen, in der Phase der Risikoabschätzung.

b)   Veröffentlichung der Stellungnahmen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) (Abänderung 8 — Erwägungsgrund 14)

Eine Veröffentlichung der Stellungnahmen der EFSA ist bereits in Artikel 38 Absatz 1 Buchstabe b der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 vorgesehen.

—   Neuerliche Überprüfung alle zehn Jahre (Abänderung 9 — Erwägungsgrund 19)

Nach Ansicht des Rates wird die Lebensmittelsicherheit durch eine ständige Beobachtung und neuerliche Überprüfung in den Fällen, in denen dies unter Berücksichtigung der geänderten Bedingungen und neuer wissenschaftlicher Informationen erforderlich ist, garantiert. Eine zusätzliche Überprüfung alle zehn Jahre würde einen unnötigen Verwaltungsaufwand für die Hersteller, die Benutzer, die EFSA, die Kommission und die Mitgliedstaaten darstellen.

—   Beschlüsse, auf die das Regelungsverfahren ohne Kontrolle anzuwenden ist (Abänderung 13 — Artikel 9a)

Beschlüsse darüber, ob ein bestimmter Stoff in den Anwendungsbereich des Verordnungsvorschlags fällt, sind auslegbar und ergänzen nicht die Verordnung. Daher gilt für sie das Regelungsverfahren mit Kontrolle nicht.

—   Definition von Enzymen (Abänderungen 14, 17 — Artikel 3 Absatz 2, Artikel 7 Absatz 2 Buchstabe a)

Gegenstand dieser Verordnung sind „Lebensmittelenzyme“, die definiert werden. Eine zusätzliche Definition von „Enzymen“ schien nicht erforderlich.

—   Spezifikationen für die Aufnahme von Lebensmittelenzymen in die Liste (Abänderung 19 — Artikel 7 Absatz 2 Buchstaben c bis f)

In Artikel 7 Absatz 2 Buchstaben c bis e wollte der Rat bestimmte Spezifikationen vorzugsweise nur in den erforderlichen Fällen und nicht öfter als nötig vorsehen.

In Artikel 7 Absatz 2 Buchstabe f sollte nach Ansicht des Rates das Wort „erforderlichenfalls“ beibehalten werden. Die Notwendigkeit einer derartigen Kennzeichnung betrifft nur eine begrenzte Anzahl von Fällen, in denen die Beschaffenheit des Lebensmittels durch die Verwendung von Lebensmittelenzymen verändert wurde. Nur in diesen Fällen muss der Verbraucher entsprechend informiert werden.

—   Kennzeichnung

Obwohl der Rat das Kapitel über die Kennzeichnung anders als vom Europäischen Parlament vorgeschlagen gestaltet hat, stimmen die inhaltlichen Grundsätze mit einigen der Abänderungen zu den Artikeln 10 bis 13 überein. Dennoch konnte der Rat einige vom Europäischen Parlament vorgeschlagenen Abänderungen nicht akzeptieren, da seiner Ansicht nach die Bestimmungen entweder bereits eingearbeitet wurden oder Teil anderer spezifischer Gemeinschaftsrechtsakte bilden.

In Abänderung 21 (dritter Teil) wird gefordert, Informationen über die Nebenwirkungen der Enzyme bei Überdosierung in das Etikett aufzunehmen. Die EFSA hat jedoch derartigen Informationen im Bewertungsverfahren bereits Rechnung getragen und gegebenenfalls unterliegt die Zulassung des Lebensmittelenzyms entsprechenden Verwendungsbedingungen.

Die Abänderungen 32 und 37 (letzter Teil) sind mit der Richtlinie 2000/13/EG nicht vereinbar, die Verarbeitungshilfsstoffe, d.h. Stoffe, die im Enderzeugnis lediglich als technisch unvermeidbare Rückstände vorhanden sind und sich technisch nicht auf dieses auswirken, von der Kennzeichnung ausschließt.

Informationen über die technologische Funktion des Enzyms, die in Abänderung 37 (zweiter Teil) gefordert werden, wären für Laien nicht hilfreich.

—   Beschleunigtes Zulassungsverfahren für bereits auf dem Markt befindliche Enzyme (Abänderung 29 — Artikel 17 Absatz 4 Buchstabe c (neu))

Der Rat vertritt die Auffassung, dass die EFSA als Gemeinschaftsstelle für die Risikobewertung alle Lebensmittelenzyme demselben Sicherheitsbewertungsverfahren unterwerfen sollte.

Abänderung 2 ist redaktioneller Art und wurde nicht aufgenommen.

IV.   FAZIT

Der Rat ist der Ansicht, dass der Gemeinsame Standpunkt den Besorgnissen und Interessen in ausgewogener, die Ziele der Verordnung achtender Weise Rechnung trägt. Er hofft auf einen konstruktiven Verlauf der Beratungen mit dem Europäischen Parlament, damit die Verordnung, die ein hohes Maß an Schutz der menschlichen Gesundheit und der Verbraucher sicherstellen soll, rasch angenommen werden kann.


(1)  KOM(2006) 425 endg.

(2)  Dok. 11641/07 CODEC 777.

(3)  KOM(2007) 670 endg.

(4)  ABl. C 168 vom 20.7.2007, S. 29.

(5)  Siehe Rechtssache 45/86, Kommission gegen Rat, Slg. 1987, 1493, Randnummer 11; Rechtssache C-300/89, Kommission gegen Rat (Titandioxid), Slg. 1991, I-2867, Randnummer 10; Rechtssache C-268/94, Portugal gegen Rat, Slg. 1996, I-6177, Randnummer 22; Rechtssache C-176/03, Kommission gegen Rat, Slg. 2005, I-0000, Randnummer 45.

(6)  Siehe Rechtssache 36/98, Spanien gegen Rat, Slg. 2001, I-779, Randnummer 59; Rechtssache C-211/01, Kommission gegen Rat, Slg. 2003, I-8913, Randnummer 39; Rechtssache C-338/01, Kommission gegen Rat, Slg. 2004, I-4829, Randnummer 55.

(7)  ABl. L 268 vom 18.10.2003, S. 1.

(8)  Die Nummerierung der Artikel in diesem Abschnitt entspricht der Nummerierung im Gemeinsamen Standpunkt.

(9)  ABl. L 109 vom 6.5.2000, S. 29. Zuletzt geändert durch die Richtlinie 2007/68/EG (ABl. L 310 vom 28.11.2007, S. 11).

(10)  ABl. L 268 vom 18.10.2003, S. 1.

(11)  ABl. L 268 vom 18.10.2003, S. 24.

(12)  Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit (ABl. L 31 vom 1.2.2002, S. 1). Zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 575/2006 (ABl. L 100 vom 8.4.2006, S. 34).


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